Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mir klar wurde: Etwas stimmt nicht.
Mein Pferd Shay – eigentlich lebensfroh, voller Energie – war nicht mehr die Alte. Was als vermeintliche Lahmheit begann, entwickelte sich zu einer Reise voller Zweifel, Diagnosen, Rückschläge und Hoffnungsschimmer.
Und am Ende – zu einem Abschied, der mir das Herz brach, aber auch den Blick schärfte: für all das, was wir tun können, bevor es zu spät ist.
Shadows Golden Girl – Shay, wie ich sie nannte – war mehr als nur ein Pferd. Sie war Partnerin, Seelentrösterin, mein Goldstück. ✨
Als sie trächtig wurde, freuten wir uns auf einen neuen Lebensabschnitt. Doch das Glück währte nur kurz: Die Fehlgeburt war der erste Knick in ihrer Gesundheit.
Kurz danach wurde ihr rechtes Sprunggelenk auffällig dick. Die Diagnose: Spat. Mit Spezialbeschlägen und Retterspitz bekamen wir das gut in den Griff. Shay lief wieder besser, wir schöpften Hoffnung. Doch dann begann das Stolpern.
Zuerst dachten wir an eine Reaktion auf den Spat. Doch Shay stolperte häufiger, besonders im Galopp, und knickte hinten immer wieder weg. Es war, als hätte sie die Kontrolle über ihre Hinterhand verloren.
Ein Blutbild brachte 2019 schließlich die Diagnose Borreliose 🦠. Shay hatte zu diesem Zeitpunkt bereits stark an Gewicht und Muskelmasse verloren – erst das machte uns wirklich stutzig. Wir begannen sofort mit einer Antibiotikabehandlung, zum Glück mit einer moderaten Dosierung.
Denn: ⚠️ Etwa ein Viertel aller Pferde überleben eine hohe Antibiotikagabe bei Borreliose nicht, da der Darm massiv geschädigt werden kann.
➡️ Ein Grund mehr, besonders achtsam zu sein – und den Darm nach der Behandlung gezielt wieder aufzubauen.
(Dazu folgt bald ein eigener Beitrag mit Tipps & Produktempfehlungen!)
Borreliose schien besiegt, aber Shay blieb ataktisch. Die Symptome passten nicht ins Bild.
Zufällig stieß ich auf einen Artikel über den West-Nil-Virus (WNV) – eine Krankheit, die ich nur aus fernen Ländern kannte. Doch die beschriebenen Symptome passten exakt:
⚠️ Ataktischer Gang, Gleichgewichtsstörungen, Wegknicken der Hinterhand.
Ich sprach unseren Tierarzt an, der sofort ein neues Blutbild veranlasste. Und tatsächlich: positiv auf West-Nil-Virus 🧬
Wir waren einer der ersten Fälle in Sachsen – und plötzlich standen wir da mit einer Diagnose, die niemand erwartet hatte.
West-Nil ist nicht heilbar – nur symptomatisch behandelbar. Wir haben nie aufgegeben.
Mit der Hilfe unserer Physiotherapeutin und unserem Tierarzt stellten wir ein Programm auf:
✅ Spaziergänge für den Muskelaufbau
✅ Arbeit an der Doppellonge
✅ Kein Reiten mehr – zu gefährlich für uns beide
✅ Viel Geduld, viel Beobachtung, viel Vertrauen
Shay genoss das Spazierengehen. Sie hatte wieder Momente voller Lebensfreude – neugierig, wach, motiviert. Wir hatten eine gute Zeit. Nicht beschwerdefrei, aber lebenswert.
Eines Tages stürzte sie auf der Koppel. Es war schlimm. In der Tierklinik wurde schnell klar: Die Symptome hatten ein Maß erreicht, das sie nicht mehr aufstehen ließ. Die Ataxie, die neurologischen Ausfälle – sie hatten gewonnen.
Drei Jahre nach der Diagnose mussten wir sie gehen lassen. Drei Jahre voller Kämpfen, Hoffen, Aufbauen – und Loslassen.
Wir ließen sie gehen. 🕊️
Schweren Herzens, aber in Liebe. Und mit dem Wissen, dass wir alles getan hatten, was in unserer Macht stand.
Was bleibt, ist die Erinnerung an Shay.
An ihre Stärke. Ihre Geduld. Ihren Lebenswillen.
Und die Erkenntnis:
⚠️ Wir hätten früher impfen können.
⚠️ Wir hätten früher an neurologische Ursachen denken können.
⚠️ Wir hätten mehr Schutz gebraucht – gegen etwas, das man nicht sehen kann.
Dieser Text ist kein Vorwurf. Er ist eine Einladung: Schau hin, frag nach, schütze dein Pferd. Ich wünschte, ich hätte es früher getan.
Impfen rettet Leben.
💉 Gegen Borreliose und West-Nil gibt es Impfstoffe. Bitte nutze sie.
Gerade bei WNV ist der Schutz entscheidend – denn Mücken lassen sich nicht vollständig fernhalten. Auch nicht mit Decken, auch nicht mit Spray.
Nimm Gleichgewichtsstörungen ernst.
⚠️ Stolpern, Wegknicken, unsicheres Laufen – das ist nie „nur ungeschickt“. Lass es abklären, lieber einmal zu viel.
Du kannst viel tun – auch ohne Diagnose.
✅ Bewegung, gezielte Physio, ruhige Spaziergänge – all das kann helfen, deinem Pferd Lebensqualität zu schenken.
Du bist nicht allein.
Es gibt Tierärzt:innen, Therapeut:innen, andere Betroffene – und Erfahrungsberichte wie diesen.
Sprich darüber. Frag nach Hilfe. Lass dich begleiten. ❤️
Früherkennung – Achte auf diese Warnzeichen:
• ⚠️ Häufiges Stolpern, besonders im Galopp
• ⚠️ Unsicheres Gangbild, Wegknicken hinten
• ⚠️ Gleichgewichtsstörungen, Probleme beim Bergabgehen
• ⚠️ Ungewöhnliche Müdigkeit oder Teilnahmslosigkeit
• ⚠️ Lahmheiten ohne klare Ursache
Untersuchung & Diagnostik:
• ✅ Blutbild bei ersten neurologischen Auffälligkeiten
• ✅ Gezielt auf Borreliose UND West-Nil-Virus testen lassen
• ✅ Frühzeitige Rücksprache mit einer spezialisierten Pferdeklinik
Prävention & Schutz:
• 💉 Impfung gegen West-Nil-Virus
• 💉 Borreliose-Impfung, falls verfügbar
• 🦟 Mückenschutz optimieren (z. B. spezielle Decken, Insektenschutz)
• ✅ Weidezeiten anpassen, stehendes Wasser vermeiden
Symptomatische Unterstützung:
• ✅ Tierphysiotherapie
• ✅ Spaziergänge statt Reiten
• ✅ Sturzrisiko minimieren: rutschfester Boden, keine steilen Wege
• ✅ Regelmäßige Kontrolle der Muskulatur
Emotionale Begleitung:
• ❤️ Austausch mit Fachleuten & Gleichgesinnten
• ❤️ Offen über Sorgen sprechen
• ❤️ Hilfe annehmen – du bist nicht allein
✨ Wie du den Darm deines Pferdes nach einer Antibiotikabehandlung wieder aufbaust
➡️ Erfahre bald, worauf du achten solltest, welche Mittel wirklich helfen – und warum Darmgesundheit nach Borreliose entscheidend ist.
✨ West-Nil & Borreliose kombiniert verstehen – was du als Besitzer:in physiotherapeutisch tun kannst
➡️ In einem weiteren Artikel zeige ich dir, wie du dein Pferd bei neurologischen Erkrankungen wie WNV & Borreliose gezielt unterstützen kannst – mit einfachen, aber wirksamen physio-orientierten Übungen für Zuhause.
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